¡Hola!
Nach langer Zeit kommt mal wieder ein Beitrag aus meinem Leben.
Bereits seit Ende November steht bei uns im Haus der Tannenbaum und auch die Krippe steht schon so lange. Sogar die Klassenzimmer in meiner Schule wurden von den Klassen weihnachtlich dekoriert. Im Englischunterricht haben wir auch Ende November schon ein Weihnachtslied gesungen, „We wish you a merry christmas“. Und kurz vor Weihnachten wurde das Singen dann benotet – im Fach Englisch.
Neun Tage vor Weihnachten begann die sogenannte ‘novena’. Das wurde sowohl in meiner Schule – es gab jeden morgen eine Formation mit kleiner Messe – als auch in der Familie gefeiert. In der Familie sind wir jeden Tag in einem anderen Haus gewesen und haben gemeinsam gebetet und gegessen.
Mit der Klasse haben wir Tütchen mit Süßigkeiten für die armen Kinder befüllt. Das ist hier eine Art Tradition zu Weihnachten. Man füllt Tüten mit Bonbons, Keksen und/oder Schokolade und gibt das den armen Kindern z. B. an der Straße oder an Schulen.
Die avenida in Riobamba ist auch recht weihnachtlich geschmückt. An den Straßenlaternen hängen Sterne, Glocken und Bäume, die rot oder grün leuchten. Der Parque Sucre (sucre war die Währung in Ecuador, bevor der Dollar eingeführt wurde) war komplett dekoriert mit Lichterketten.
Am letzten Sonntag vor Weihnachten habe ich mich mit zwei anderen ATS von meiner Organisation getroffen und wir haben zusammen Plätzchen gebacken, um wenigstens ein bisschen in Weihnachtsstimmung zu kommen. Allerdings war das schwerer als erwartet, weil die Zutaten, die wir in Deutschland haben, hier entweder gar nicht oder nur in anderer Form zu erhalten sind. Am Ende hatten wir Kokosmakronen alias Kokossplitterbällchen, Zimtsterne alias Zimtkreise und Vanillekipferl alias versalzene Kipferl – die Margarine war gesalzen. Also Plätzchen backen in Deutschland ist definitiv leichter und man hat ein leckereres Ergebnis!
Am letzten Schultag hatte meine Schule den ‘Pase del Niño’. Es war eine Art Umzug, bei dem Schüler*innen aus allen Klassen unterschiedlich traditionelle Tänze getanzt haben. Danach haben auch wir Tüten mit Süßigkeiten, ein Sandwich und eine Cola bekommen. Da meine Videos zum Pase del Niño nicht hochgeladen werden können, habe ich hier ein Video gefunden, das sogar einen Pase meiner Schule zeigt.
Am Dienstag war sehr viel Familie im Haus. Nachmittags habe ich Fanny beim Kochen für das Weihnachtsessen am Abend bzw. in der Nacht – wir haben gegen 22 Uhr gegessen – geholfen. Hier ist das traditionelle Weihnachtsessen Truthahn. Am nächsten Morgen wurde ich um halb sieben von unserer Nachbarin, Washingtons Nichte, geweckt, weil die Tür zu gesperrt war und sie nicht reinkam, d. h. ich habe gute fünf Stunden geschlafen und war somit super ausgeschlafen für die Fahrt nach Achupallas, wo ich mit Kevin, Haziel, Washington und seiner Familie dann Weihnachten verbracht habe.
Das Weihnachten dieses Jahr war völlig anders und hat sich für mich nicht wirklich wie Weihnachten angefühlt. Am späten Nachmittag bin ich mit ein paar anderen in die Kirche gegangen. Allerdings fand ich das recht langweilig. Der Pfarrer hat sehr viel geredet und irgendwann hab ich dann auch aufgehört mich auf’s Zuhören und Verstehen zu konzentrieren. Während des Gottesdienstes wurden Kerzen verteilt und angezündet. Mit den Kerzen in der Hand sind wir nach der Messe zu einer Kapelle gezogen, war so eine Art Prozession. Allerdings war es nicht ganz einfach die Kerzen am Brennen zu halten, bei der leichten Brise, die wehte. Vor der Kapelle hat eine Musikgruppe traditionelle Weihnachtsmusik gespielt und es wurden die ganze Zeit feuerwerksähnliche Knaller in den Himmel geschossen. Man hörte nur einen lauten Knall und sah, wie der Knaller in der Luft explodierte, aber sonst sah man nichts. Das wird gemacht, um Gott zu sagen, dass wir feiern. Und gefeiert wird hier mit sehr viel Alkohol. Nachdem wir ein bisschen der Musik gelauscht haben, sind wir wieder zurück zum Haus gegangen und haben gegessen: Truthahn, Salat und Reis. Nach dem Essen wurde ein bisschen Karaoke gesungen und dann sind wir nochmal zu der Kapelle gegangen. Von Weihnachtsfeiertagen, wie wir sie in Deutschland haben, habe ich hier nicht so viel erlebt. Wir waren zwar am 25.12. nochmal in der Kirche – die Messe hat fast 2 Stunden gedauert -, aber ob das was Besonderes war oder nicht, kann ich nicht sagen. Am Samstag sind wir dann auch wieder nach Riobamba gefahren und haben uns von dem ganzen „Weihnachtsstress“ erholt.
Zusammenfassend kann ich sagen, dass ich dieses Weihnachten bestimmt nie vergessen werde, einfach, weil es so komplett anders war, als ich es aus Deutschland kenne. Aber deutsche Weihnachten gefallen mir ehrlich gesagt besser…
Und jetzt bin ich auch schon so gut wie am Ende angelangt. Ich möchte nur noch kurz erwähnen, dass der vierte unglaubliche Monat auch schon rum ist und bald schon Halbzeit ist.
¡Hasta luego, feliz navidad y un feliz año nuevo!
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