Wir kommen recht früh in Neiva an. Zwei Italiener sprechen uns an und fragen, ob wir auch in die Desierto de la Tatacoa wollen. Wir bejahen und beschließen zusammen zu fahren, damit das Taxi billiger ist. Die Busse von hier aus fahren nämlich erst ab neun Uhr. Das hieße, zwei Stunden warten. Und mit Warten haben wir auf der bisher kurzen Reise schon genug Zeit verschwendet.
Auf der Fahrt fällt Conny auf, das unser Hostel eigentlich in einer ganz anderen Richtung liegt. Da es bei der Buchung und unserem hin und her wegen der gepäckbedingten Zeitverzögerung aber schon zu einigen Kommunikationsschwierigkeiten kam, ist uns das egal. Wir beschließen, ins gleiche Hostel wie die Italiener zu gehen. In Villavieja wird das Taxi von einem Polizisten angehalten. Ab hier geht’s nur noch mit Autorikscha weiter.
Über holprige, staubige Wege bekommen wir erste Ausblicke auf die Wüste. Im Hostel angekommen entscheiden wir uns für die billigste Variante zu Übernachten: die Hängematte (umgerechnet knapp 2 € die Nacht).
Wir essen was und leihen uns Mountainbikes, um die Umgebung zu erkunden. Das Rad hat den unbequemsten Sattel, auf dem ich jemals gesessen bin und einen zu großen Rahmen. Der Weg ist nur Schotter und nach kurzer Zeit beginnen schon die Schmerzen. Das einzig gute an dem Fahrrad: Wir schneller, als wenn wir laufen müssten. Und so können wir mehr sehen.
Es ist heiß. Wir haben Dauerdurst. Aber es ist schön: roter Sandstein, der mit Kakteen überwachsen ist und dann in grauen Sandstein übergeht. Es geht viel bergauf. Wir gönnen uns zwischendurch ein Eis, das schneller schmilzt, als man es essen kann. Wir kaufen immer wieder Wasser, dass jedes Mal teurer wird und machen mehrere Pausen, um uns mit Sonnencreme einzuschmieren.
Es werden auch geführte Touren durch die Wüste abseits der Straßen angeboten. Aber da es schon nach Mittag ist, die Tour zwei Stunden dauert und der Startpunkt nicht der Endpunkt ist, entscheiden wir uns dagegen. Die Räder kann man nicht mitnehmen und eine Stunde extra laufen, nur um die Räder zu holen, ist uns zu anstrengend. Wir beschließen, den Beginn der Route auf eigene Faust zu erkunden und beobachten, wo der Guide entlang geht, um diesen Weg einige Minuten später ebenfalls zu gehen. Wir wollen uns ja nicht verlaufen.
Und schließlich finden wir endlich, worauf ich so gehofft hatte, es zu sehen: hohe Sandwände, durch die ein schmaler Weg führt. Wir folgen dem Weg und kommen zu einer Lichtung, auf der wir eine Ziege treffen. Da von hier aus kein eindeutiger Pfad mehr zu erkennen ist und wir eigentlich die ganze Zeit das gleiche sehen (Sandstein, Staub, Kakteen und ein paar andere Pflanzen und ausgetrocknete Flussbette) beschließen wir, umzudrehen.
Der Rückweg ist dann zum Glück auch nicht mehr so anstrengend wie der Hinweg. Wo es vorher bergauf ging, geht es jetzt bergab. Nachdem wir die Räder am Hostel abgestellt haben, gehen wir gleich wieder zurück auf die Straße. Wir wollen ins Dorf, was essen. Wir gehen nur kurz, da uns dann ein Bus mitnimmt. Im Dorf treffen wir die Italiener. Bei einem Geschäft für Haustierbedarf gibt es Internet für 2000 Kolumbianische Dollar, das sind etwa 50 Cent. Wir holen uns Internet und kontaktieren unsere Familien in der Heimat. Danach suchen wir was zum Essen. Wir finden ein Restaurant, das uns Reis mit Gemüse und gebratenen Bananen anbietet. Dazu gibt es einen maracuja-ähnlichen Saft. Es ist das erste richtige Essen für mich heute und es ist verdammt gut. Ich hab die selbstgemachten Säfte die letzten Jahre echt vermisst.
Nach dem Essen decken wir uns noch mit Proviant für die nächsten Tage ein und fahren wieder zurück ins Hostel. Dort befreien wir uns von dem Salz und der Sonnencreme auf der Haut, waschen ein paar Klamotten in einer kleinen, dunklen Dusche und fallen erschöpft in unsere Hängematte. Es ist meine erste Nacht überhaupt in einer Hängematte.
In der Nacht wache ich immer wieder mal auf. Es ist recht windig und ich muss meine Wäsche besser an der Leine befestigen, aber sie wird trocken. In der Früh werden wir dann aber von einem schönen Sonnenaufgang geweckt. Wir packen unsere Sachen und brechen schon um 7 Uhr auf. Wir wollen nämlich ein bisschen mehr von der roten Wüste sehen.
Diese liegt auf dem Weg ins Dorf Villavieja. Eine Straßenhündin begleitet uns. Wir gehen ein Stück rein in die „zona roja“ (rote Zone) und machen ein paar Fotos, während die Hündin Ziegen jagt. Wir gehen die Straße entlang und setzen uns auf einen Baumstamm. Der Wind kühlt den Körper und ein Apfel stillt den Hunger. Es ist gerade mal 8 Uhr und schon sehr heiß.
Mit einer Autorikscha fahren wir nach Villavieja, von wo aus wir mit dem „Bus“ (war ein Pick-up mit bestuhlter Ladefläche und Schutzplane außenherum) nach Neiva fahren. Sonntags gibt es keinen Busfahrplan, deswegen fährt der Bus erst, wenn er voll ist.
Wir genießen nochmal die Aussicht, bevor die stressige Fahrt zur Grenze losgeht.
Die Desierto de la Tatacoa ist definitiv einen Besuch wert. Sie ist eine der wenige touristischen Highlights, die Kolumbiens Süden zu bieten hat. Und sie ist noch nicht überlaufen. Landschaftlich wird viel geboten, es gibt viele Hostels und Zeltplätze, man kann Fahrräder leihen oder Reittouren machen und man trifft viele nette Leute.
In dieser Slideshow gibt es noch ein paar Eindrücke von der Wüste: