Endlich wieder reisen. Endlich wieder zurück in ein altes Leben, das ich doch irgendwie ein kleines bisschen vermisst habe. Der Plan ist, erst den Süden von Kolumbien ein wenig zu bereisen und dann nach Ecuador zur Gastfamilie zu fahren. Aber nach Plan läuft auf dieser Reise sehr wenig.
Ich bin nicht alleine unterwegs. Conny, die damals auch in Riobamba ihr Austauschjahr gemacht hat, kommt mit.
Bereits vor dem Abflug bekommen wir eine Nachricht, die später unsere ganze Reise (negativ) beeinflussen soll. Aber als wir die Information bekommen, nehmen wir sie noch gelassen. Wegen der Streiks des Bodenpersonals in Amsterdam bleibt unser aufgegebenes Gepäck erstmal in Deutschland und reist nicht mit uns mit. Uncool, aber ist halt so.
Fairerweise möchte ich an dieser Stelle aber sagen, dass die Fluggesellschaft am Abend zuvor eine Mail geschickt hat, in der sie über die Streiks informierte. Da ich aber früh schlafen ging und die Mail in meinem E-Mail-Konto untergegangen war, entdeckte ich die Mail erst, als ich wieder zurück in Deutschland war. Aber zurück ins Flugzeug.
Der Flug ist unspektakulär. Als wir in Cali ankommen, gehen wir direkt zum Gepäckband. Wir haben noch Hoffnung, dass unser Gepäck vielleicht doch mit uns ankommen würde. Das ist natürlich nicht der Fall und so gehen wir zu dem Schalter, wo man verlorenes Gepäck melden kann. Mit ein paar Sprachbarrieren – unser Spanisch war etwas eingefroren, das Englisch des Personals quasi nicht vorhanden – klären wir dann ab, dass das Gepäck ins Hostel gebracht werden soll, in dem wir übernachten werden.
Dann fahren wir mit einem Taxi zur Unterkunft und beziehen ein kleines Zimmer mit Doppelbett und Schrank. Wir legen unsere Sachen ab und müssen nochmal bei der Fluggesellschaft anrufen, da die Telefonnummer des Hostels falsch im Internet stand und wir anders nicht erreichbar sind. Als es bereits dämmert, gehen wir raus und erkunden ein bisschen das Viertel. In einem kleinen Park setzen wir uns auf eine Mauer und sehen in ein Meer aus Lichtern.
Wir gehen ziemlich früh schlafen, womit wir scheinbar die Einzigen sind, denn draußen ist es noch sehr lange sehr laut.
Das Erste, was wir am nächsten Morgen tun, ist natürlich, bei der Fluggesellschaft anrufen, um den Status unseres Gepäcks abzufragen. Es soll heute Abend noch ankommen. Um die Wartezeit zu überbrücken, sehen wir uns die Stadt an. Mehr dazu hier.
Wir haben an diesem Tag mehrmals bei der Fluggesellschaft angerufen und immer gab es andere Informationen: „Das Gepäck ist bereits in Bogotá.“ oder „Das Gepäck kommt noch heute Abend.“ oder „Das Gepäck ist schon im Flugzeug nach Kolumbien.“ Wirklich Ahnung hatte von denen aber keiner…
Am nächsten Tag rufen wir wieder an und beschließen dann, zum Flughafen zu dem Schalter von vorgestern zu fahren. Dort vertröstet man uns die ganze Zeit, wir bekommen 50 US $ und sollen aufschreiben, welche Sachen in den Taschen waren und welchen Wert sie hatten. Die Zeit vergeht, wir warten, keiner hat Ahnung, die Laune sinkt von Stunde zu Stunde und wir überlegen uns, wie wir jetzt weiter machen. Wir schnorren Internet in einem Café, rufen zuhause an und fragen unsere Eltern nach Rat. Schließlich entscheiden wir uns, weiterzufahren und unsere Eltern kümmern sich um das Gepäck.
Nach vielen Telefonaten mit den Fluggesellschaften fährt meine Mutter eine Woche nach unserem Abflug zum Flughafen und bequatscht den Schalterarbeiter soweit, dass sie durch die Sicherheitsschleuse darf. Bei den Gepäckbändern stehen dann schließlich auch unsere Rucksäcke. Schlecht beaufsichtigt und quasi für jeden zugänglich.
Sie schickt uns davon ein Foto. Wir sind sehr erleichtert.
Was ich daraus gelernt habe
- Da ich unterwegs nicht viel brauche, reicht es, das wichtigste ins Handgepäck zu packen. Ein Rucksack, der die richtigen Handgepäcksmaße hat, langt aus, um einen Monat zu reisen.
- Möglichst mit nur einer Fluggesellschaft reisen. Wir sind mit KLM losgeflogen, die haben auch gestreikt. Aber von Bogotá nach Cali sind wir mit Avianca geflogen und die mussten sich dann – aufgrund des Montrealer Übereinkommens – um das Gepäck kümmern und darum, dass wir es wieder bekamen – was nur so semigut funktioniert hat.