Achter Monat – Erdbeben || Ecuador

¡Hola!

Die bleibende Zeit hier wird immer kürzer. Wenn man bedenkt, dass ich heute in neun Wochen schon wieder in Deutschland lande. Aber in den vergangenen Tagen sind in diesem Land so schreckliche Dinge passiert, die, glaube ich, auf das ATJ jedes ATS, der gerade in diesem Land ist, einen dunklen Schatten geworfen haben.

Dass es am Samstag, den 16. April ein Erdbeben gab, hat mittlerweile jeder erfahren, denke ich. Städte wie Manta, Porto Viejo, Pedernales und Guayaquil wurden stark zerstört.

Zu der Zeit, zu der das Erdbeben passierte, war ich im Stadion in Riobamba, da dort ein Konzert  anlässlich der Feiern der Stadt stattfand. Auch dort hat man gespürt das die Erde sich bewegt. Ich dachte erst, dass mich jemand anrempelt, immerhin war das Stadion schon ganz gut gefüllt. Aber als ich mich umgesehen habe, war keiner so nah an mir dran, dass er dieses Schwanken verursachen hätte können. Ich dachte schon, ich bin blöd. Aber dann habe ich gesehen, dass sich die Beleuchtung auch leicht hin und her bewegt hat. Und auch die anderen haben gemerkt, dass etwas nicht stimmte. Aber als die Erde wieder still stand, war für uns wieder alles gut und das Konzert konnte losgehen. Erst als ich nach dem Konzert Zuhause ankam, wurde mir bewusst, dass es kein leichtes Erdwackeln, sondern ein starkes Erdbeben war.

Ich habe sofort meine Freunde an der Küste angeschrieben, aber aufgrund der fehlenden Internetverbindung hat keiner geantwortet. Unsere Koordinatorin hat uns mitgeteilt, dass sich alle bis auf zwei ATS aus den betroffenen Städten bei ihr gemeldet haben. Am nächsten Tag gab es nur von einer ATS und ihrer Familie noch gar keine Nachricht. Am Montag haben wir dann die Information erhalten, dass sich die Schülerin mit ihrer Familie in einem Einkaufszentrum befand, als das Erdbeben begann. Wir alle anderen ATS haben jeden Tag gehofft und gebetet, dass man sie lebend aus den Trümmern holt. Am Mittwoch haben wir dann aber die traurige Nachricht und Gewissheit bekommen, dass man das Mädchen und ihre fünfköpfige Gastfamilie am vorigen Abend tot aus den Trümmern geborgen hat. Diese Nachricht hat uns alle zutiefst geschockt. Ich persönlich kann das immer noch nicht so richtig realisieren.

Meine Klasse am Kleiderspenden sortieren

Generell ist es für mich schwer, die ganze Situation zu begreifen und zu realisieren. Ich befinde mich in dem Land, ich sehe, wie die Leute hier Spenden sammeln in Form von Nahrung, Kleidung, Wasser, Medizin und sonstigen nötigen Dingen. Statt im Unterricht zu sitzen, befüllen wir in der Klasse Kartons mit Lebensmitteln. Ich sehe die Bilder der zerstörten Städte und der vermissten Leute. In Deutschland denkt man, wenn man sowas sieht, dass ist weit weg. Aber jetzt bin ich hier, wenige Stunden entfernt, von den betroffenen Städten und doch ist es für mich alles so schwer zu begreifen. Auch, weil in Riobamba gar nichts kaputt gegangen ist…

Und es gibt täglich noch Nachbeben, teilweise auch recht starke. Gerade, als ich diesen Beitrag geschrieben habe, hat es auch hier gewackelt…

Gesammelte Spenden in meiner Schule

 

¡Hasta luego!

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